Es ist 07.15 Uhr und nach gestern mehr als 21.000 erreichten Schritten, bin ich wieder im alten Rhythmus. Ich bin um 04.00 Uhr aufgestanden, habe meinen Workout mit Gewichten gemacht und habe bisher 5732 Schritte angesammelt. Und tatsächlich war gestern die Kirche zu, kaum zu glauben. Habe mich mit meiner Tochter leider für den späten Termin entschieden und gerade der ist ausgefallen, Mann, Mann, Mann.
Diese Woche werde ich mich mit den Grünen beschäftigen und ich kann stolz und fest behaupten, ich bin mit denen aufgewachsen. Als sie in den Bundestag einzogen, kam wahrlich frischer Wind hinein und Sonnenblumen. Trittin, Joschka Fischer, Claudia Roth, Revolution lag in der Luft. Aber es stank auch ein wenig, wenn eine Gruppe versuchte den Sex mit minderjährigen Jungen zu legalisieren, weil es so ja auch die alten Philosophen in Griechenland getrieben haben, womöglich sogar in einer Tonne, einem Holzfass… Und Realismus zog ein in der Koalition mit der SPD auf Bundesebene und ich will garnicht erst mit NRW anfangen. Tut mir leid: Wenn man schwarz und grün mischt, kommt ein dunklerer Grünton heraus, weil die schwarzen Pigmente das Licht absorbieren und nicht zurückstrahlen. Das ist mit Anakin Skywalker passiert und er wurde zu Darth Vader (auch als Star-Trek-Fan weiß man so etwas). Das habe ich auf Wikipedia gefunden:
Bündnis 90/Die Grünen (Eigenschreibweise: BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Kurzbezeichnung: Grüne; auch als Bündnisgrüne, B’90/Grüne, B’90/Die Grünen oder Die Grünen bezeichnet) ist eine politische Partei in Deutschland. Ein inhaltlicher Schwerpunkt ist die Umweltpolitik. Leitgedanke „grüner Politik“ ist ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit.
In Westdeutschland und West-Berlin entstammt die am 12./13. Januar 1980 in Karlsruhe gegründete Partei Die Grünen der Anti-Atomkraft- und Umweltbewegung, den Neuen Sozialen Bewegungen, der Friedensbewegung und der Neuen Linken der 1970er-Jahre. Bei der Bundestagswahl 1983 gelang den Grünen der Einzug in den Bundestag und von 1985 bis 1987 stellten sie in einer rot-grünen Koalition in Hessen mit Joschka Fischer erstmals einen Landesminister. Nach der Wiedervereinigung scheiterten die westdeutschen Grünen bei der Bundestagswahl 1990 an der Fünfprozenthürde.
Zwei weitere Entwicklungslinien gehen auf die Bürgerbewegung in der DDR zurück. Die während der politischen Umbrüche im Herbst 1989 gegründeten Initiative Frieden und Menschenrechte, Demokratie Jetzt sowie das Neue Forum bildeten das Bündnis 90. Dieses zog bei der Bundestagswahl 1990 zusammen mit der zur Jahreswende 1989/1990 gegründeten Grünen Partei in der DDR, dem Unabhängigen Frauenverband und der Vereinigten Linken als Parlamentsgruppe in den Bundestag ein. Nachdem die Grüne Partei in der DDR schon unmittelbar nach dieser Wahl mit den westdeutschen Grünen fusioniert hatte, womit Die Grünen mit zwei ostdeutschen Abgeordneten im Bundestag vertreten waren, erfolgte die Vereinigung der Grünen mit dem Bündnis 90 erst am 14. Mai 1993. Vierte Entwicklungslinie war die am 5. Oktober 1978 gegründete Alternative Liste für Demokratie und Umweltschutz (AL), die als selbstständige Partei ab 1980 die Aufgaben eines Landesverbandes der Grünen unter eigenem Namen wahrnahm und ebenfalls am 14. Mai 1993 mit Bündnis 90 fusionierte.
Nach dem Wiedereinzug als Fraktion in den Bundestag 1994 waren Bündnis 90/Die Grünen von 1998 bis 2005 in einer rot-grünen Koalition erstmals an der Bundesregierung beteiligt. Von 2005 bis 2021 waren Bündnis 90/Die Grünen wieder Oppositionspartei im Bundestag; ehe die Grünen 2021 mit SPD und FDP eine Ampelkoalition auf Bundesebene eingingen. Zuletzt gelang es sowohl bei der Bundestagswahl 2021 als auch bei der Europawahl 2019, mit 14,8 % bzw. 20,5 % das jeweils beste Wahlergebnis in der Parteigeschichte zu erzielen.
In Baden-Württemberg stellen sie seit Mai 2011 mit Winfried Kretschmann erstmals einen Ministerpräsidenten, der nach einer grün-roten seit 2016 einer grün-schwarzen Landesregierung vorsteht. Darüber hinaus sind die Grünen auf Landesebene an rot-grünen Regierungen in Hamburg und Niedersachsen beteiligt. In Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein bilden die Grünen zusammen mit der CDU eine schwarz-grüne Koalition. Von 2014 bis 2024 regierten die Grünen in Thüringen mit der Partei Die Linke und der SPD erstmals in einer rot-rot-grünen Koalition unter dem Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Die Linke). Außerdem sind die Grünen seit 2016 in einer Ampelkoalition in Rheinland-Pfalz in der Regierung beteiligt. In Bremen regiert seit 2019 eine weitere rot-rot-grüne Koalition, jedoch unter SPD-Führung. In Sachsen und Brandenburg war die Partei von 2019 bis 2024 an Kenia-Koalitionen beteiligt. Insgesamt ist die Partei aktuell in 13 von 16 Landtagen vertreten und an 7 von 16 Landesregierungen beteiligt.
Vorgeschichte
Die Grünen entstanden in der Bundesrepublik Deutschland als Zusammenschluss eines breiten Spektrums politischer und sozialer Bewegungen der 1970er-Jahre. Wesentlich getragen wurde die Parteigründung von der Ökologie-, der Anti-Atomkraft-, der Friedens– sowie der Frauenbewegung. Die politische Bandbreite reichte von den K-Gruppen im Gefolge der Studentenbewegung der 1960er-Jahre bis zu konservativen Umweltschützern. Bei Landtags- und Kommunalwahlen traten seit 1976 verschiedene Parteien und Wahlbündnisse aus der Ökologie- und Anti-Atomkraft-Bewegung wie die Grüne Liste Umweltschutz in Niedersachsen, die Grüne Liste Schleswig-Holstein, die Grüne Aktion Zukunft, die Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher (AUD) sowie besonders in den Großstädten linksorientierte Alternative und Bunte Listen an. Die meisten dieser Wahllisten scheiterten an der Fünfprozenthürde, etwa bei den Landtagswahlen in Niedersachsen und Bayern 1978. Bei der Europawahl 1979 trat die sonstige politische Vereinigung Die Grünen mit Petra Kelly und dem ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Herbert Gruhl als Spitzenkandidaten an und erreichte 3,2 % der Stimmen. Die Wahlkampfkostenerstattung von über 4,5 Millionen DM bildete die finanzielle Grundlage für die Weiterentwicklung einer bundesweiten Partei. Mit 5,1 % der Wählerstimmen gelang der Bremer Grünen Liste (BGL) bei der Bürgerschaftswahl am 7. Oktober 1979 erstmals der Einzug in ein Landesparlament.
Gründung erster Landesverbände 1979 und der Bundespartei 1980
Am 30. September 1979 fand in Sindelfingen bei Stuttgart ein Treffen von etwa 700 Anhängern der ökologischen Bewegung statt, das in der Gründung der Grünen in Baden-Württemberg als erstem Landesverband resultierte. Zudem wurde am 16. Dezember 1979 in Hersel bei Bonn ein Landesverband in Nordrhein-Westfalen gegründet.
Am 13. Januar 1980 wurde in Karlsruhe die Bundespartei Die Grünen gegründet.Das erste Bundesprogramm beschrieb die Grünen als „sozial, ökologisch, basisdemokratisch, gewaltfrei“. Das Selbstverständnis war das einer „Anti-Parteien-Partei“.
Begleitet wurde die Gründung von Auseinandersetzungen zwischen dem linken und dem rechten Flügel der Partei um die programmatische Ausrichtung, die Besetzung des Vorstands sowie die Möglichkeit einer Doppelmitgliedschaft bei den Grünen und in einer K-Gruppe, die letztlich abgelehnt wurde. Einige Wortführer des rechten Parteiflügels wie Baldur Springmann, Herbert Gruhl, Werner Vogel oder August Haußleiter (Mitgründer der Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher) hingen rechtskonservativen bis völkischen Ideen an, besaßen eine Vergangenheit in rechtsextremen Organisationen oder als Nationalsozialisten. Auch versuchten rechtsextremistische Gruppen die Partei in der Anfangszeit gezielt zu unterwandern.[ Vor allem die Berliner Grünen, die in Konkurrenz zur Alternativen Liste (AL) standen und nahezu bedeutungslos waren, galten als ausgesprochen rechtslastig.[
Mit dem dritten Parteitag im Juni 1980 war faktisch eine Spaltung der Partei vollzogen. Ein Teil des rechten Flügels um Herbert Gruhl und Baldur Springmann verließ bis 1981 die Partei aufgrund des Zustroms linker Aktivisten, um die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) zu gründen, während der Einfluss der K-Gruppen, besonders der Gruppe Z, zunahm. 1985 beschloss der Bundeshauptausschuss der Grünen, den Berliner Landesverband aufzulösen, dessen Funktion stattdessen die AL übernahm.Bis Mitte der 1980er-Jahre verschwanden die ökofaschistischen Tendenzen innerhalb der Grünen.
Mit 1,5 % der Stimmen bei der Bundestagswahl am 5. Oktober 1980 konnten die Grünen zunächst nur ein enttäuschendes Ergebnis erzielen, übersprangen aber danach in Berlin (1981) sowie Hamburg, Hessen und Niedersachsen (1982) die Fünfprozenthürde bei Landtagswahlen.
Etablierung im Bundestag und Scheitern (1983–1990)
1983 zogen die Grünen mit 5,6 % der Zweitstimmen und 27 Abgeordneten erstmals in den Deutschen Bundestag ein. Der auf der nordrhein-westfälischen Landesliste gewählte Werner Vogel wäre Alterspräsident des neuen Bundestag gewesen, trat jedoch sein Mandat wegen Pädophilievorwürfen und früherer Mitgliedschaften in NSDAP und SA nicht an.
In den Folgejahren bestimmten vor allem die heftigen und teilweise chaotischen Flügelkämpfe zwischen den Fundamentalisten („Fundis“) und Realpolitikern („Realos“) um das Verhältnis zum gesellschaftlichen System der Bundesrepublik die öffentliche Wahrnehmung. Hauptstreitpunkt war, ob die Grünen Regierungsbeteiligungen anstreben oder sich auf eine strikte Oppositionsrolle festlegen sollten. 1984 kam es zur ersten rot-grünen Koalition in Hessen, bei der Joschka Fischer zum hessischen Umweltminister berufen wurde.[166]
Zum Baubeginn der atomaren Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf (WAA) 1985 unterbrachen die Delegierten ihren Parteitag in Offenburg und fuhren geschlossen zur Großdemonstration nach Wackersdorf. Viele Parteimitglieder wie Petra Kelly und Joschka Fischer (damals hessischer Umweltminister) unterstützten die Anti-WAA-Proteste.
Bei der Bundestagswahl 1987 erreichten die Grünen 8,3 % der Zweitstimmen und 44 Sitze im Deutschen Bundestag. Der Fall der Mauer 1989 erwies sich auch für die westdeutschen Grünen als historischer Einschnitt. Bei der Bundestagswahl 1990 wurden die Stimmen in den alten Bundesländern mit dem ehemaligen West-Berlin und in den neuen Bundesländern einschließlich Ost-Berlins in getrennten Wahlgebieten ausgezählt. Diese einmalige Sonderregelung hatten die Grünen erst sechs Wochen vor der Wahl nach einer Klage vor dem Bundesverfassungsgericht durchgesetzt – und scheiterten nun an ihr.[169] Anders als die anderen im Bundestag vertretenen Parteien fusionierten sie nicht vor der Wahl mit einer „Schwesterpartei“, so traten Die Grünen in Westdeutschland und eine Liste Bündnis 90/Grüne – BürgerInnenbewegung in Ostdeutschland getrennt an. Für die Mehrheit der Grünen gab es vor dem Mauerfall keine deutsche Frage. Die Zweistaatlichkeit wurde noch bis zur Volkskammerwahl 1990 nicht in Frage gestellt, einer Wiedervereinigung stand man skeptisch bis ablehnend gegenüber. Bei der Bundestagswahl 1990 warben die westdeutschen Grünen dementsprechend mit dem Slogan „Alle reden von Deutschland. Wir reden vom Wetter“ und scheiterten damit bei den Wählern. Mit 4,8 % der Stimmen verpassten sie den Einzug in den Bundestag.
Keine organisatorische Besonderheit der Grünen hat inner- wie außerhalb der Partei für so viel Diskussionen gesorgt wie das nur wenige Jahre angewandte Rotationsprinzip. Abgeordnete hatten dem Beschluss einer Bundesversammlung von 1983 zufolge ihr Mandat bereits nach der Hälfte der Legislaturperiode für einen Nachrücker, der zuvor in einer Bürogemeinschaft mit dem gewählten Abgeordneten arbeitete, freizumachen. Außerdem wurde den Parlamentariern von der Parteibasis lediglich ein imperatives Mandat erteilt. Tatsächlich spielte das verfassungsrechtlich nicht haltbare imperative Mandat von Anfang an keine Rolle, und schon in der ersten Wahlperiode nach dem Einzug in den Bundestag kam es zu verschiedenen Problemen bei der Handhabung des Rotationsprinzips. Petra Kelly und Gert Bastian weigerten sich zu rotieren, andere überließen widerwillig einer vermeintlichen oder tatsächlichen zweiten Garde die Abgeordnetenplätze. Otto Schily musste wegen seiner herausgehobenen Arbeit im Flick-Untersuchungsausschuss erst im März 1986 aus dem Bundestag ausscheiden. Schon 1986 wurde für die Bundestagsabgeordneten die zweijährige durch eine vierjährige Rotation ersetzt,die aber auf Bundesebene keine Rolle mehr spielen sollte, da die Grünen 1990 bis 1994 nicht mehr im Bundestag vertreten waren. 1991 wurde das Rotationsprinzip ganz abgeschafft. Auch andere Prinzipien der Gründungszeit erwiesen sich schnell als nicht tragfähig. So wurde die generelle Öffentlichkeit aller Partei- und selbst der Bundestagsfraktionssitzungen nach wenigen Jahren wieder abgeschafft.
Gründung der Grünen Partei und des Bündnisses 90 in der DDR
Bereits 1986 gründete sich die Initiative Frieden und Menschenrechte (IFM), die sich für die Herstellung von Rechtsstaatlichkeit und für eine Demokratisierung der DDR einsetzte. Während der politischen Umbrüche im Herbst 1989 folgten u. a. die Gründungen von Demokratie Jetzt und vom Neuen Forum. Zur ersten freien Volkskammerwahl 1990 traten diese drei als Wahlbündnis Bündnis 90 an. Ebenfalls gemeinsam traten die Grüne Partei in der DDR und der Unabhängige Frauenverband an. In der gewählten Volkskammer schlossen sich die acht Abgeordneten der Grünen mit den zwölf Abgeordneten des Bündnisses 90 zu einer Fraktion zusammen. Zur Bundestagswahl 1990 gingen das Neue Forum, Demokratie Jetzt, die IFM, die Grüne Partei in der DDR, der Unabhängige Frauenverband und die Vereinigte Linke eine Listenverbindung unter dem Namen „Bündnis 90/Grüne – BürgerInnenbewegungen“ (B90/Gr) für das Wahlgebiet Ost ein. Insgesamt konnte die Listenverbindung 6,2 % und acht Sitze erringen, von denen jeweils zwei auf das Neue Forum, die Grüne Partei in der DDR sowie Demokratie Jetzt und jeweils einer auf die Initiative Frieden und Menschenrechte und den Unabhängigen Frauenverband entfielen. Sprecher der Bundestagsgruppe wurde Werner Schulz. Am Tag nach der Bundestagswahl fusionierten die ost- und westdeutschen grünen Parteien zur gesamtdeutschen Partei Die Grünen.
Restrukturierung (1990–1998)
Nach der Bundestagswahl 1990 wurde ein Ende der Partei als nicht unwahrscheinlich angesehen.[174] Das Wahldebakel und die angestrebte Fusion mit dem Bündnis 90 führten die Grünen zur Überprüfung ihrer programmatischen Ausrichtung sowie ihrer innerparteilichen Strukturen. Die vorgenommenen Kursänderungen führten 1990/1991 zu Parteiaustritten prominenter Vertreter der „Fundis“ und Ökosozialisten (unter anderem Jutta Ditfurth, Rainer Trampert, Thomas Ebermann), die bislang meist die Mehrheit im Bundesvorstand und auf den Bundesdelegiertenversammlungen gestellt hatten.[175] Der Auszug des radikalökologischen und eines Teils des linken Flügels beschleunigte die Neuorientierung der Partei. Linke „Realos“ wie Jürgen Trittin, Daniel Cohn-Bendit, Krista Sager, Ludger Volmer und Winfried Kretschmann verblieben in der Partei.
Am 21. September 1991 hatte sich die Partei Bündnis 90 gegründet, indem sich Demokratie Jetzt, die Initiative Frieden und Menschenrechte und Teile des Neuen Forums vereinigten. Am 14. Mai 1993 erfolgte dann der Zusammenschluss mit der Partei Die Grünen zur Partei Bündnis 90/Die Grünen. Entgegen den Hoffnungen bei der Fusion kritisierten ehemalige DDR-Bürgerrechtler bald eine Marginalisierung der ostdeutschen Landesverbände.
Bei der Bundestagswahl 1994 erreichte die fusionierte und reorganisierte Partei Bündnis 90/Die Grünen 7,3 % und 49 Mandate im Bundestag. Fraktionsvorsitzende wurden Joschka Fischer und Kerstin Müller, mit Antje Vollmer stellten die Grünen erstmals eine Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages.
Rot-grüne Bundesregierung (1998–2005)
Ein neues Kapitel wurde mit der Bildung der ersten rot-grünen Koalition auf Bundesebene nach der Bundestagswahl 1998 aufgeschlagen, bei der Bündnis 90/Die Grünen 6,7 % der Stimmen erhielt. Joschka Fischer wurde Außenminister und Vizekanzler, Andrea Fischer Gesundheitsministerin und Jürgen Trittin Umweltminister. Nach der BSE-Krise (Rinderwahn) im Januar 2001 wurde Andrea Fischer durch die SPD-Politikerin Ulla Schmidt ersetzt, dafür beerbte die Grüne Renate Künast den Bundeslandwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke (SPD) als Bundesministerin für das um den Verbraucherschutz erweiterte Ressort Ernährung und Landwirtschaft.
In der 14. Wahlperiode (1998–2002) wurden die Ökosteuer (allerdings in einer gegenüber grünen Vorstellungen reduzierten Form), einige Reformen des Staatsangehörigkeitsrechts bezüglich der Erleichterung von Einbürgerung, die Möglichkeit eingetragener Lebenspartnerschaften, der mittelfristige Ausstieg aus der Atomenergie und das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) beschlossen. Heftige Kritik gab es unter den eigenen Mitgliedern und Wählern an der Remilitarisierung in der Außenpolitik mit der deutschen Beteiligung am Kosovokrieg und dem Krieg in Afghanistan sowie an vielen Kompromissen mit der SPD. Der „Atomkonsens“, der einen Ausstieg bis etwa 2021 bedeutet hätte, wurde innerhalb der Partei teilweise als nicht schnell genug kritisiert. Die Folge waren eine vierjährige Serie von Wahlniederlagen und eine Austrittswelle. Zu einem Stimmungsumschwung kam es, als die Bundesregierung 2002 eine Beteiligung am Irakkrieg ablehnte.
Kurz vor der Bundestagswahl 2002 wurde ein neues Grundsatzprogramm mit dem Titel „Die Zukunft ist grün“ verabschiedet, das die Eckpunkte grüner Positionen zu den Themen Ökologie, Demokratie und Wirtschaft neu bestimmte. Bei der Bundestagswahl im September 2002 erreichten die Grünen 8,6 % der Stimmen. Damit reichte es erneut für eine Regierungsbildung mit der geschwächten SPD. Hans-Christian Ströbele errang im Berliner Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg-Prenzlauer Berg-Ost das erste Direktmandat für Bündnis 90/Die Grünen. Bis zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein im Februar 2005 konnten die Grünen bei allen Landtagswahlen und bei der Europawahl 2004 Gewinne erzielen, dennoch verloren sie bis 2005 sämtliche Regierungsbeteiligungen in den Ländern. Bei der Landtagswahl in Sachsen 2004 zogen die Grünen mit 5,1 % erstmals seit 1998 wieder in ein ostdeutsches Landesparlament (abgesehen von Berlin) ein. Kritik entzündete sich jedoch an der von den Grünen mitgetragenen Agenda 2010, speziell an den sozialpolitischen Hartz-Reformen, zumal diese ohne größere gesellschaftliche Debatte als „alternativlos“ verkündet wurde und im Widerspruch zum Etatismus der vorangegangenen Wahlkämpfe und der Forderungen während der Oppositionszeit stand.
Bündnis 90/Die Grünen 2005–2013
In der Bundestagswahl 2005 verfehlte die Partei ihr Ergebnis von 2002 nur knapp, Rot-Grün verlor insgesamt jedoch klar die Mehrheit, so dass es zu einer Großen Koalition unter CDU-Führung kam. Mit 51 Sitzen bildeten die Grünen nunmehr neben FDP und Linksfraktion die kleinste der drei Oppositionsfraktionen im Deutschen Bundestag.
Mit der Bürgerschaftswahl in Bremen 2007 gelangten sie erstmals seit 2005 wieder in Regierungsverantwortung auf Landesebene. Nach der Bürgerschaftswahl in Hamburg 2008 kam es zur ersten schwarz-grünen Regierungskoalition auf Landesebene (Senat von Beust III), die im November 2010 jedoch von den Grünen aufgelöst wurde.
Bei der Bundestagswahl 2009 erreichte Bündnis 90/Die Grünen trotz fehlender Machtoption mit 10,7 % der Zweitstimmen das beste Ergebnis ihrer Geschichte, dennoch stellten die Grünen erneut die kleinste der fünf Fraktionen im Bundestag. Die beiden Spitzenkandidaten Renate Künast und Jürgen Trittin wurden Fraktionsvorsitzende.
Nach der Bundestagswahl legten die Grünen bei fast allen Landtagswahlen sowie in Umfragen erheblich zu. Vor allem das Beharrungsvermögen über drei Jahrzehnte insbesondere in der Frage der Atomenergie führte dazu, dass die Grünen in Umfragen 2011 als die glaubwürdigste Partei galten und diejenige, bei der die Wähler am besten wüssten, welche Positionen sie vertritt.] Darüber hinaus bestärkten die Finanzkrise ab 2007 oder die Nuklearkatastrophe von Fukushima Zweifel an einer Politik des bloßen Weitermachens und verbesserten die Position der Grünen. In der Sonntagsfrage erzielten die Grünen im Frühjahr 2011 vorher nie erreichte Ergebnisse von bis zu 28 % und lagen teilweise bis zu fünf Prozentpunkte vor der SPD. Diese Werte hatten zur Folge, dass in der Öffentlichkeit erstmals über einen grünen Kanzlerkandidaten für die Bundestagswahl 2013 debattiert wurde. Auch wurde Bündnis 90/Die Grünen teilweise als neue Volkspartei eingestuft, was grüne Politiker jedoch von sich wiesen.
Bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg im März 2011 erzielten die Grünen mit 24,2 % der abgegebenen Stimmen ihr bis dahin bestes Ergebnis auf Landesebene überhaupt. Nach dem Abschluss eines Koalitionsvertrages mit der hinter ihr liegenden SPD (23,1 %) wurde Winfried Kretschmann der erste grüne Ministerpräsident Deutschlands. Koalitionen mit der SPD gingen die Grünen zwischen 2010 und 2013 zudem in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und in Niedersachsen ein. Von 2009 bis 2012 bildeten CDU, FDP und Grüne im Saarland die erste sogenannte Jamaika-Koalition. Seit der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern 2011 waren die Grünen erstmals in allen 16 deutschen Länderparlamenten vertreten, was jedoch mit der darauffolgenden Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern 2016 wieder beendet war.
Seit 2013
Vor der Bundestagswahl 2013 bestimmte Bündnis 90/Die Grünen als erste Partei ihre Spitzenkandidaten durch eine Urwahl. Bei der Wahl des quotierten Spitzenduos im Oktober 2012 setzten sich Jürgen Trittin und Katrin Göring-Eckardt gegen Renate Künast, Claudia Roth sowie elf Basisvertreter durch. Die Wahlbeteiligung lag bei 61,7 %. Während Beobachter nach der Urwahl noch von einer möglichen Öffnung zur Union ausgingen, wurde mit der Verabschiedung des Wahlprogramms im April 2013 ein deutlicher Linksruck der Partei und eine Positionierung klar links von der SPD konstatiert. Im Juni 2013 wurde in einem weiteren Mitgliederentscheid darüber abgestimmt, welche zehn Themen bei der Bundestagswahl ins Zentrum des Wahlkampfes gestellt werden sollten (Ergebnis siehe Wahlprogramm).
Stark negativ beeinflusst wurde der Wahlkampf von einer im Mai 2013 begonnenen Debatte über die Rolle pädophiler Gruppen in der Partei sowie einer Kontroverse um den im Wahlprogramm der Grünen erwähnten Veggietag. Der Parteivorstand reagierte auf die öffentliche Diskussion, indem er den Politikwissenschaftler Franz Walter im Juni 2013 mit einer Studie zur Pädophilenbewegung beauftragte. Im November 2014 wurde diese Studie veröffentlicht. 2015 beschloss der Bundesvorstand der Partei, an drei betroffene Missbrauchsopfer „eine Zahlung in Anerkennung des ihnen zugefügten schweren Leides“ als Entschädigung zu leisten.
Bei der Wahl zum Deutschen Bundestag am 22. September 2013 verlor die Partei im Vergleich zur Bundestagswahl 2009 2,3 Prozentpunkte und erzielte 8,4 % der Stimmen. Damit wurde das Ziel einer Regierungsbildung mit der SPD verfehlt. Anschließend kam es zu einem personellen Umbruch an der Parteispitze. Simone Peter wurde neue Parteivorsitzende neben Cem Özdemir, den Fraktionsvorsitz übernahmen Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter, neuer politischer Geschäftsführer wurde Michael Kellner. Auch strategisch richtete sich die Partei neu aus und definierte sich nicht mehr als natürlicher Koalitionspartner der SPD in einem linken Lager, sondern eher als „Scharnierpartei“, die sowohl für rot-grün-rote als auch für schwarz-grüne Koalitionen grundsätzlich offen ist. Maßstab für Koalitionsentscheidungen sollte stärker als bisher die Durchsetzung der eigenen umwelt- und energiepolitischen Inhalte sein.
Gleichzeitig mit der Bundestagswahl fand die Landtagswahl in Hessen statt, nach der die zweite Koalition zwischen CDU und Grünen gebildet wurde (Kabinett Bouffier II). Bei der Europawahl am 25. Mai 2014 erhielt Bündnis 90/Die Grünen 10,7 % der Stimmen und damit elf Sitze im Europaparlament. Mit diesem Ergebnis musste die Partei leichte Verluste von 1,4 Prozentpunkten gegenüber der Wahl von 2009 hinnehmen.
Bei den Landtagswahlen am 13. März 2016 in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt zeigte sich ein differenziertes Bild: In Baden-Württemberg] wurde die Partei erstmals bei einer Landtagswahl stärkste Kraft und erreichte das Niveau einer Volkspartei, während sie in Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt Verluste erlitt. Bündnis 90/Die Grünen ist in Rheinland-Pfalz aber weiter in der Regierung vertreten und in Sachsen-Anhalt neu in die Landesregierung eingetreten.
Nach der Bundestagswahl im Herbst 2017 verhandelten die Grünen mit CDU und FDP erstmals über eine Regierungskoalition auf Bundesebene; die Gespräche scheiterten jedoch an der FDP. Seit dem Januar 2018 fungieren mit Robert Habeck und Annalena Baerbock zwei Realos als Bundesvorsitzende. Bei der Europawahl 2019 erzielten die Grünen mit 20,5 % ein Rekordergebnis und wurden nach der Union zweitstärkste Kraft. Als Kanzlerkandidatin für die Bundestagswahl 2021 wurde Annalena Baerbock nominiert.
Bei der Europawahl 2024 verlor die Partei deutlich an Zustimmung, erreichte nur noch 11,9 % und wurde hinter Union, AfD und SPD viertstärkste Kraft in Deutschland. Auch bei den drei im September 2024 stattgefundenen Landtagswahlen in Ostdeutschland erlitt die Partei Stimmenverluste; bei den Wahlen in Thüringen und in Brandenburg verpasste sie gar den Wiedereinzug in die Landtage, mit Sachsen gelang ihr das knapp. Aufgrund der Ergebnisse kündigte der gesamte Bundesvorstand seinen Rücktritt zum Bundesparteitag im November 2024 an.
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